4. Oktober 2023
Julia Kriegel

Wilderness International und CO2-Kompensation

Früh in der Entwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir VAST GREEN unter ein Motto gestellt:
“We Do Not Just Compensate”

Wir haben verstanden, dass die Kompensation von CO2 nicht ausreicht, um unseren Planeten vor der bevorstehenden Klimakatastrophe zu schützen. Und uns ist bewusst, dass eine vielfältige Transformation nötig ist, um für die Herausforderungen der Zukunft fit zu sein – als Organisation und als Team!

Gleichzeitig bleibt auch in diesem Entwicklungsprozess die Verantwortung, die laufenden Emissionen zu kompensieren. Dafür haben wir im ersten Schritt mit Code Gaia eine Bemessungsgrundlage geschaffen, die unsere Remote-Struktur und unsere digitale Infrastruktur berücksichtigt – wir wollten genauer wissen, wo wir welche Mengen CO2 äquivalenter Emissionen verantworten. Die üblichen Pauschalwerte, die meistens für Standard-Büroflächen und Mitarbeiterzahlen herangezogen werden, sind für unsere virtuelle Arbeitsorganisation, wenig überraschend, ungeeignet.

Im zweiten Schritt haben wir Partnerorganisationen recherchiert, die uns bei der sinnvollen Kompensation unterstützen können. Leider ist der “Zertifikatehandel” ein nicht ganz einfach zu durchschauender Markt. Ein guter Weg war für uns bis 2022 das Anpflanzen von Bäumen für die Aufforstung und zum Binden von CO2.

Für 2023 haben wir einen Partner gefunden, der einen anderen Weg geht und weiter denkt: Das Schützen bereits bestehender Waldgebiete trägt auch das Thema Biodiversität, das für unsere Zukunft eine große Rolle spielt.

Kompensierst du noch
oder bewirkst du schon was?

CO2-Kompensation ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es reicht nicht aus, um den Planeten allein vor den Auswirkungen des Klimawandels zu retten. Dafür gibt es mehrere Gründe: “Freikaufen” mit Zertifikaten, die viel weniger CO2 einsparen als versprochen.

CO2-Kompensation soll Kohlenstoffemissionen durch Investitionen in Projekte ausgleichen – Anfang 2023 wurde offengelegt, dass die “… von der weltweit führenden Zertifizierungsstelle Verra genehmigten und von Netflix, Disney, Shell, Gucci und anderen Großunternehmen genutzten Kohlenstoffkompensationen … einer … Untersuchung zufolge, weitgehend wertlos (sind) und (…) die globale Erwärmung gar noch verstärken (könnten). Eine Untersuchung des Verra-Standards (weltgrößter Zertifizierer) für Kompensationen zeigt, dass es sich bei den meisten um „Phantomgutschriften“ handelt, welche die globale Erwärmung verschärfen könnten”.

Selbst, wenn solche Formen der Kompensation helfen würden, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, haben sie keinen Einfluss auf die breiteren systemischen Veränderungen – ein reines Freikaufen oder auch “Greenwashing”genannt.

Auch die besten Kompensationsprojekte in der Aufforstung brauchen eine gewisse Zeit, um die beabsichtigten Emissionsreduzierungen zu erreichen - denn die Bäume, die gepflanzt werden, müssen ja auch erst einmal zu Bäumen heranwachsen. Das stoppt aber nicht die immer schneller zunehmenden Emissionen, die JETZT reduziert werden müssen. Um die Erderwärmung und die damit verbundenen Folgen zu verhindern, braucht es sofortige Maßnahmen.

Der Ausgleich von CO2-Emissionen kann einen Rebound-Effekt auslösen. Das bedeutet, dass kompensierende Organisationen sich berechtigt fühlen, "kohlenstoff intensive" Aktivitäten beizubehalten oder sogar auszuweiten, da sie ja kompensieren … findet den Fehler …

Die Sicherstellung der Wirksamkeit und der Integrität von Klimaschutzprojekten ist eine weitere Herausforderung. Denn natürlich sind genaue Messungen nötig, Überprüfungen und eine langfristige Überwachung, um zu gewährleisten, dass die versprochenen Emissionsreduzierungen auch tatsächlich erreicht werden. Das Fehlen standardisierter Methoden und zuverlässiger Buchhaltungssysteme macht es jedoch schwierig, die Seriosität von Klimaschutzprojekten zu gewährleisten.

Ihr seht, unser Motto haben wir nicht ohne Grund gewählt. Um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der die Kompensation mit sofortiger Wirksamkeit ermöglicht und nachhaltige Transformation bedeutet. Die CO2-Kompensation ist daher ein Instrument unter vielen, in einer breiteren Strategie zur Rettung unseres Planeten.

Choosing the right Partner

Unsere Suche nach einem Partner, der uns auf unserem Weg begleitet und unseren Ansatz „nicht nur zu kompensieren“ teilt, hat uns 2023 auf einen neuen Weg geführt – einem, der sich für uns besser angefühlt hat.
In Zukunft kooperieren wir mit Wilderness International!

Wilderness International ist eine Stiftung, die sich für den Schutz und die Erhaltung von Wäldern in Peru und Kanada einsetzt, die für die biologische Vielfalt, die Klimaregulierung und das Wohlergehen lokaler Gemeinschaften von entscheidender Bedeutung sind. Dafür kauft Wilderness International die Flächen vor Ort und sichert sie per Grundbucheintrag. Das garantiert, dass die Waldgebiete generationsübertragend geschützt sind.

Sie arbeiten außerdem mit lokalen Gemeinschaften und anderen lokal agierenden Organisationen zusammen, um Schutzgebiete einzurichten, nachhaltige Waldbewirtschaftungsmethoden einzuführen und die Abholzung und den illegalen Holzeinschlag zu bekämpfen. Dafür setzen sie auch auf sogenannte “Forest Guardians“, die vor Ort in den Gebieten arbeiten und darauf achten, dass z.B. Waldflächen nicht gerodet werden und Daten der lokalen Flora und Fauna erheben und katalogisieren.

Wilderness International setzt sich also genau wie wir für ganzheitliche Veränderungen ein – und stellt den Erhalt von Primärregenwald und so den Schutz der bereits bestehenden Biodiversität in den Vordergrund – we like!

In einem unserer Expert*innen Interviews haben wir “Joschi” von Wilderness International Fragen zur Stiftung gestellt und uns etwas genauer erklären lassen, wie die Stiftung vor Ort in Peru und Kanada arbeitet.