3. Oktober 2024
Matthias Wagener, Fabiola Kaiser
Nach zwei Monaten Family, Friends und Team war es so weit: Ende August haben wir (Maren und Matthias) die Rücktour unseres “New York and Back”-Experiments angetreten. Aber obwohl das “and Back” dafür steht, zurück zum Ausgangspunkt in Austin, Texas zu fahren, nach Süden, sind wir erstmal nach Norden aufgebrochen – bis wir irgendwann ehrfürchtig vor den Niagarafällen standen. Klingt, als hätten wir uns verfahren, war aber Absicht!
Denn auf dem langen Weg von Austin nach New York haben wir uns mehr als einmal gefragt, ob die vielbefahrenen, oftmals verdreckten (Nägel! Schrauben!) Randstreifen der Highways wirklich der Ort sind, wo wir weiterhin einen großen Teil unseres Radler:innen-Lebens verbringen wollen. Spoiler: Nope.
Im Frühling 2024, auf dem Weg von Austin nach New York, haben wir (oft schmerzlich) immer besser verstanden wie wichtig es ist, bei der Routenplanung flexibel und offen zu bleiben. Neben fünf Reifenpannen dank Nägeln auf der Straße und fehlendem Platz für Radfahrer:innen in Georgia und South Carolina, gab es auch jede Menge Highways, die definitiv nicht für uns gedacht waren: „rumble strips“ auf zu schmalen „shoulders“ oder gleich gar keine „shoulder“ — und haben wir den Straßendreck erwähnt?
Ja, Fahrradfahren macht Spaß, wir lieben lange Tage im Sattel und diese Form des langsamen Entdeckens – aber nicht so.
Auf zwei Strecken im Süden waren wir dankbar, dass unsere herzlichen AirBnB- oder Warm-Shower-Gastgeber:innen uns anboten, uns in ihren Autos sicher über die nächste Etappe zu bringen. Auf unserer Tracking-Karte ist das an den Farben der Trackng-Linien zu sehen: Sie sind orange, wenn wir geradelt sind und blau, wenn wir Auto oder Fähre genutzt haben.
Unser wichtigstes Learning für den zweiten Teil unserer Reise also: Wenn wir auf solchen Straßen nicht radeln wollen, dann machen wir es eben woanders.
Und so entstand dann der Plan für die Rückfahrt: Nicht in die richtige Richtung — dafür ein deutliches Mehr Natur und kaum riskante Highways.
Für unsere Rückreise haben wir dann erstmal recherchiert und schließlich einen echten Schatz herausgepickt: den Empire State Trail. Über 750 Meilen, also ca. 1.200 Kilometer, zieht sich dieser Rad- und Wanderweg durch den Staat New York, von der kanadischen Grenze bis hinunter nach Manhattan (in unserem Fall natürlich umgekehrt). Er folgt zum großen Teil ehemaligen Eisenbahnstrecken („Rail to Trail“ oder „Track to Trail“) und Kanalwegen und bietet zu 85 Prozent Wege jenseits von Autostraßen durch malerische Landschaften, an Kanälen und Flüssen entlang und durch unzählige kleine Städte – alles ohne stressige PKW und LKWs um uns herum.
Für das Anlegen der Strecken auf alten Bahnstrecken war es nicht nötig, Bäume zu fällen oder aufwendige und teure Bauprojekte einzuleiten. Die bestehende Infrastruktur bekommt hier einen neuen Zweck. Ein tolles Beispiel dafür, wie man Radfahren sicher und angenehm auch über viele Kilometer hinweg gestalten kann – etwas, das es in den USA viel öfter geben könnte! Unsere Bilder und Videos von der Strecke sprechen für sich: wir fahren tagelang durch grüne Wälder und an ruhig fließenden Kanälen und weiten Feldern entlang. Radfahren und Strecke machen wieder richtig Spaß!
Übrigens: Wie auch auf dem ersten Teil unserer Tour sammeln wir weiterhin pro Kilometer einen Dollar für zwei wohltätige Organisationen. Eine davon ist die League of American Bicyclists. Diese großartige Initiative setzt sich schon seit 1880 (!) dafür ein, die Fahrradinfrastruktur in den USA zu verbessern. Sie kämpft dafür, dass mehr sichere Radwege entstehen und Radfahrende in allen Bundesstaaten besser geschützt sind.
Mit jedem gefahrenen Kilometer wächst unsere Spendensumme für die League – und ihr könnt auf unserer Website live verfolgen, wie die Kilometerzahl und damit der Betrag stetig steigt. Unser Ziel? Mehr sichere Radwege, wie es der Empire State Trail vormacht, und weniger gefährliche Highways, auf denen Fahrräder einfach nichts verloren haben. Dadurch wäre auch der Anreiz für Touris und Einheimische deutlich höher, mal auf zwei Räder umzusteigen – was eben nicht nur schöner, sondern auch deutlich nachhaltiger ist.
Es fühlt sich gut an, auf der „Rückreise“ mit einem Plan und auf einer sicheren, grünen Route unterwegs zu sein. Die Erfahrung auf dem Empire State Trail hat uns nochmal gezeigt, wie wichtig es ist, für eine bessere Fahrradinfrastruktur einzustehen. Und genau das machen wir weiterhin – Kilometer für Kilometer.
Und wie kommen wir dann nach Austin?
Bleibt einfach dran, verfolgt uns live auf unserer Website oder Instagram und seid gespannt, was uns auf dem Weg zurück noch alles erwartet. Wir sehen uns unterwegs – cheers!