29. August 2023
Matthias Wagener
Welchen Einfluss hat unser Streaming-Verhalten auf die Umwelt und was können wir in Zukunft besser machen?
In Folge 5 unserer Blogpost-Serie zum Thema Streaming geht’s um unser Streamingverhalten und 3 einfache Möglichkeiten, nachhaltiger zu streamen.
… denn der Streamingmarkt wächst unaufhaltsam mit einem jährlichen Umsatzwachstum von mehr als 10%! Das können wir nicht ändern, aber wir haben 3 simple Hebel gesammelt, mit denen wir unser individuelles “Streaming” etwas besser in den Griff bekommen können.
Der Umsatz im Markt Video-Streaming (SVoD) wird 2023 etwa 89,56Mrd. € betragen. Laut Prognose wird im Jahr 2027 ein Marktvolumen von 131,30Mrd. € erreicht; dies entspricht einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 10,04% (CAGR 2023-2027).“ Statista
Der erste kleine, aber effektive Hebel zu einem geringeren Streaming-Footprint ist in den Einstellungen in unserer Streaming App zu finden. Als Standard sind die Apps der großen Anbieter wie Amazon Prime, Netflix oder AppleTV+ so voreingestellt, dass automatisch die nächste Folge einer Serie oder verschiedene Trailer zu Filmempfehlungen abgespielt werden, wenn das Ende einer Serienfolge oder eines Films erreicht ist. Klar, es ist ihr Geschäftsmodell, uns bei der Stange zu halten (und die Episoden enden selbstverständlich mit irgendwelchen entsprechend attraktiven Cliffhanger).
Das Problem dabei ist, dass das jeweilige Programm so oft einfach weiter durchläuft – obwohl vielleicht gar keiner mehr hinschaut, weil es sich auf der Couch so schön einschlafen lässt.
Ähnlich ist es natürlich bei Musikstreaming-Diensten: Ist das Ende einer Playlist oder eines Albums erreicht, geht es entweder von vorne los oder es werden weiterhin ähnliche Titel abgespielt. Auch bei Podcasts läuft oft einfach Folge nach Folge ab, obwohl Zuhörer*innen vielleicht schon längst weggedämmert sind.
Um also unser ganz persönliches Streamingerlebnis etwas grüner zu machen, können wir die Autoplay-Funktion (bei den meisten Streaming-Anbietern) in den Einstellungen deaktivieren. Manchmal ist der entsprechende Hebel sehr einfach zu finden – bei manchen Anbietern, wie AppleTV+, sucht man ihn leider vergeblich.
Hebel Nummer 2 ist die Bildauflösung, es gibt hier erhebliches Einsparpotential.
Je höher die Auflösung eines Films oder einer Serie ist, desto mehr Daten werden in der Abspielzeit verbraucht. Die Unterschiede im Datenverbrauch sind gravierend. Dabei ist ein Qualitätsunterschied zwischen höherer und niedriger Auflösung, gerade bei mobilen Endgeräten mit kleinen Bildschirmen, kaum zu erkennen. Es ist also sinnvoll, wenn wir uns eine Frage stellen, bevor wir auf Play drücken: müssen wir diesen Film oder diese Serie tatsächlich in 4K anschauen oder reicht uns HD oder SD aus?
Bei Netflix und Amazon Prime kann die Bildqualität einfach in den allgemeinen Einstellungen angepasst werden – wobei das Abspielen in höchstmöglicher Bildqualität voreingestellt ist. Auch bei YouTube ist sowohl im Browser als auch in der App immer die höchstmögliche Bildschirmauflösung automatisch voreingestellt. Das bedeutet leider auch, dass ein Video automatisch in 4K abgespielt wird, wenn die äußeren Bedingungen dafür stimmen. In der YouTube App auf dem Smartphone und Tablet kann man die Bildqualität zumindest in den Einstellungen bis zu einem gewissen Grad generell festlegen. Im Browser und in der TV-App ist die Einstellung der Bildqualität nur für das jeweilig ausgewählte Video direkt möglich und muss somit für jedes Video aufs neue eingestellt werden. Wer macht das schon dauerhaft?
Den dritten Hebel haben wir bei unseren (professionellen oder privaten) Video-Calls.
Wenn man wie wir auf Distanz arbeitet oder ganz allgemein in allen “Fernbeziehungen”, zum Beispiel zu entfernt lebenden Familienmitgliedern, sind die heutigen Möglichkeiten toll, sich in Video-Calls zu treffen. Früher nannten wir das “rich media” – oder auch: “ein Bild sagt mehr als 1000 Worte”.
Natürlich ist es aus dieser Perspektive wenig sinnvoll, beim Videocall mit den weit entfernt lebenden Großeltern das Video auszuschalten. Aber auch hier kann der Verzicht auf Effekte und Filter, die unser Aussehen optimieren sollen, oder der unscharf gestellte Hintergrund helfen, Daten und damit Energie einzusparen, da diese kleinen Spielereien leider sehr datenintensiv sind.
“Employees claim that online work is more productive than on-site work setup, with 79% rating video conferencing as the same as physical meetings.” techjury
Im beruflichen Alltag finden sich dann mehr Hebel. Es lassen sich Gelegenheiten identifizieren, in denen es sinnvoll ist, die Kamera auch mal ganz auszuschalten. Wir sind seit 2015 zu 100% remote strukturiert, Video-Calls ersetzen uns im beruflichen Alltag physische Treffen. Und dennoch haben wir bei Vast Forward im Zuge unserer VAST GREEN Initiative interne Richtlinien aufgestellt: bei eher persönlichen Check-Ins und Check-Outs bleiben die Kameras an, und auch wenn wir Vorträge halten, um das “Publikum” sehen zu können – ausgeschaltet werden Kameras aber zum Beispiel dann, wenn wir gemeinsam Projekt-Listen durchgehen und alle auf einen geteilten Bildschirm schauen. Weitere kleine Tipps neben dem “Audio only Modus” sind auch hier die Reduzierung der Bildauflösung oder zum Beispiel das Aktivieren der Datenkomprimierung, die in einigen Video-Apps einstellbar ist.
Es geht uns darum, klein anzufangen, vielleicht zuerst beim bewusst machen der Möglichkeiten, unseren Daten-Fußabdruck zu reduzieren. Auch wenn die genannten Hebel für sich genommen keinen riesigen Effekt haben – die Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit fängt bei uns selbst an.
Quellen:
Nachhaltigkeit von Streaming von bitkom.org
Streaming Trends 2023 von der sueddeutsche.de
Video conferencing statistics von techjury.net
Video-Streaming SVOD weltweit von statista.com
Video-Streaming und CO2 | Die wichtigsten Fakten von bitkom.org
Digitales Lagerfeuer | Video-Streaming von bitkom.org
Blick auf das Streaming-Verhalten der Deutschen von marktforschung.de
Virtuelle Weihnachten | Streaming durch die Welt von videoaktiv.de
Frankenstream von arte.tv