30. Mai 2023
Matthias Wagener

Streaming - Folge 04 -
Endgeräte

Welcome zum Teil 4 unserer Blogpost-Serie, in der wir uns im Kontext von Nachhaltigkeit mit dem Thema „Streaming“ beschäftigen. Welche Auswirkungen haben unsere ausgedehnten Abende auf dem Sofa, wenn wir Serien bingen oder einen Filmabend genießen?

In Folge 01 dieser Serie ging es schon um die Geschichte des Streamings. Wir haben gelernt, dass Streaming heute etwa 82% des (Internet-)Netzverkehrs ausmacht und dass die Quellen der entstehenden Treibhausgasemissionen die notwendigen Rechenzentren, die Netzwerkinfrastruktur und natürlich die benötigten Endgeräte sind.
Vielleicht gibt es Möglichkeiten, unseren CO2-Fußabdruck beim Streaming einzudämmen?

In Folge 02 haben wir uns dann die Rolle der Rechenzentren und ihren Einfluss auf Klima und Umwelt angeschaut. Anschließend ging es in Folge 3 um die Netz-Infrastruktur, die die Daten zwischen Rechenzentren verteilt und in unsere gemütlichen Wohnungen bringt. Dabei wurde klar, dass es eine Krux ist: für den immer höheren Bedarf an immer schnelleren Netzen mit höherer Bandbreite muss die Infrastruktur stetig angepasst werden. Jeder neue Mobilfunkstandard produziert dabei auch jede Menge Müll und Emissionen.

In der 4. Folge sind wir als Endverbraucher am Zug: Denn der überwiegende Teil der CO2-Emissionen beim Streaming geht auf das Konto der eingesetzten Endgeräte!
Wir beschäftigen uns also mit der Frage, wie wir beispielsweise durch unsere Kaufentscheidung und einen achtsamen Umgang mit Laptop, Smartphone und TV Umweltbelastungen verringern können.

In der 4. Folge geht es also um uns als Nutzer*in und “Streamer*in”, denn der überwiegende Teil der CO2-Emissionen beim Streaming ist den von uns eingesetzten Endgeräten zuzuschreiben!
Aber können wir durch unsere Kaufentscheidung und achtsameren Umgang mit Laptop, Smartphone und TV Umweltbelastungen verringern?

Mit 47% Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen durch Streaming, sind die benötigten Endgeräte selbst, also unsere Smartphones, Tablets, Computer und auch Fernsehgeräte die größten Verursacher digitaler Treibhausgase. Die Emissionen fallen dabei sowohl im Herstellungsprozess an als auch durch den Stromverbrauch während des Betriebs und Ladens.

Beginnen wir mit der Herstellung: Die Bauteile aller digitalen Endgeräte, die wir für unser Streamingerlebnis benötigen, sind beispiellos rohstoffintensiv. Zu ihrer Herstellung wird eine Vielzahl an Metallen, Kunststoffen und seltenen Erden benötigt.

Unter den Endgeräten spielen beim Streaming natürlich auch Fernseher bzw. Flachbildschirme immer noch eine wichtige Rolle. Laut Informationen des Umweltbundesamtes gehören moderne Flachbildschirme neben Kühl- und Gefriergeräten zu den größten Stromfressern im Haushalt! Zwar ist ein Flachbildschirm generell sparsamer als ein gleichgroßer alter Röhrenfernseher, allerdings gilt bei vielen Verbraucher*innen schon seit Jahren das Motto “je größer, desto besser”.
Dabei bedenken die wenigsten, in welchem Maße mit der Größe des Bildschirms auch der Stromverbrauch steigt. Zudem werden auch für die Herstellung von modernen Flachbildschirmen natürlich auch mehr wertvolle Rohstoffe wie Edel- und Sondermetalle, seltene Erden und Schadstoffe wie Quecksilber oder halogenierte Flammschutzmittel eingesetzt.
Eine Alternative für alle, die vor allem Filme und Serien zuhause schauen, ist die Anschaffung eines Beamers – das kann weitaus sinnvoller sein als die Anschaffung eines großen Flachbildfernsehers. Ein Beamer kann zwar im Betrieb mehr Strom verbrauchen als ein Fernsehgerät, in der Herstellung ist er aber deutlich weniger umweltbelastend als ein Fernsehbildschirm, bei dem das Bild die gleiche Bilddiagonale erreicht. In der Gesamtbilanz kann ein Beamer also umweltfreundlicher als ein Flachbildschirm sein.

Eines der Hauptprobleme beim Blick auf die Endgeräte ist allerdings, dass wir Nutzer*innen dem Drang, ständig auf das neueste Gerät umzusteigen, leider oft bereitwillig nachgeben. Immer neue Bildqualitäten, -größen und Gerätefeatures sind einfach zu verlockend.
Einer der Gründe dafür, dass wir hier den Werbeversprechungen so unkritisch folgen, ist sicher auch, dass einem Großteil von uns Nutzer*innen nicht klar ist, dass das Endgerät selbst fast die Hälfte der Verschmutzung durch Streaming verursacht.

Und dann ist da noch die Industrie, die Gerätehersteller, die nicht nur immer neue Begehrlichkeiten wecken: Ältere Geräte, die prinzipiell voll funktionstüchtig sind, werden durch Änderungen der Betriebssysteme schwieriger nutzbar oder sogar gänzlich unbrauchbar gemacht. Dazu kommt, dass die Kosten für Reparaturen oft fast genauso hoch sind wie der Preis für ein neues Gerät.

Apropos Altgeräte: Auch hier schlummert einiges an Potential für das Vermeiden von Emissionen: Die Recyclingrate alter Endgeräte liegt immer noch bei nur 20%. Das liegt vor allem auch daran, dass es heute noch ein äußerst komplizierter, aufwendiger und unwirtschaftlicher Vorgang ist, die verbauten Rohstoffe wieder voneinander zu trennen und einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Hinzu kommt, dass die Wiederverwendung einzelner Komponenten und Rohstoffe Recycling-Methoden erfordert, die in manchen Fällen ebenfalls negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Dabei stammt ein Großteil der derzeit verwendeten Materialien für Endgeräte aus nicht erneuerbaren Quellen. Wenn wir mit der Gerätenutzung und dem oft jährlichen Ersetzen weitermachen wie bisher – so sagen Schätzungen – wird es in etwa 30-50 Jahren auf der Erde nicht mehr genug Mineralien für die Herstellung von Smartphones, Tablets, Computern und Bildschirmen geben. Umso wichtiger ist es, dass hier auch intensiv nach Lösungen geforscht wird – aber vor allem sind Hersteller gefragt, nachhaltige Alternativen zu bisherigen Rohstoffen zu finden. Und: Es braucht wahrscheinlich entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen, Regierungen müssen für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen sorgen.

Und nochmal auf die Hersteller- und Anbieterseite geschaut: Betriebssysteme und Apps müssten eine Lebensdauer von ca. 10 Jahren haben, um den Ressourcenverbrauch signifikant einzudämmen. Wiederum kann dabei ein rechtlicher Rahmen, der Hersteller und Anbieter zu Updates und zur Reparaturfähigkeit von Geräten verpflichtet, hilfreich sein.

Gibt es denn Licht am Ende dieses Tunnels? Tatsächlich kam in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel beim Tech-Riesen Apple Bewegung in dieses Thema (eventuell auch motiviert durch die beispielsweise in Frankreich in 2020 verhängten Millionenstrafen): Das Design des iPhones wurde überarbeitet und mit dem iPhone 14 hat Apple tatsächlich eine reparaturfähige Variante seines Smartphones auf dem Markt. Allerdings hat das Unternehmen selbst diese Neuerung nicht an die große Glocke gehängt und sie wurde auch während der Keynote zum iPhone 14 im September 2022 nicht erwähnt. Sei es nun, um das französische “Gesetz zur Abfallbekämpfung und Kreislaufwirtschaft” zu erfüllen, das seit 2021 einen verpflichtenden „Reparierbarkeits-Index“ für eine Reihe von Produkten vorschreibt. Zusätzlich dazu die Vorahnung, dass andere Staaten nachziehen werden: Das Unternehmen hat jedenfalls mit der längst überfälligen Anpassung dennoch einen wichtigen Schritt in Richtung langlebigerer Produkte getan.

Was können wir als Nutzer*innen nun machen? Klar, weniger streamen, alternative Beschäftigungen gibt’s ja ausreichend. Ganz praktisch können wir unsere Geräte länger nutzen, die Möglichkeit der Reparaturfähigkeit macht das einfacher. Und auch die Weitergabe noch brauchbarer Geräte, in der Familie oder als Spende, kann eine wichtige Rolle auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt spielen.

Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft haben wir bei VAST FORWARD mit unserer, vorerst internen, Plattform VAST CIRCLE eine Möglichkeit geschaffen, gebrauchte Geräte unserem erweiterten Netzwerk anzubieten und so die Lebensspanne unserer beruflich und privat eingesetzten Hardware zu erweitern.

Es bleibt also dabei: Wir alle können dazu beitragen, Endgeräten ein möglichst langes Leben zu ermöglichen. Das gelingt durch grundsätzlich achtsamen Umgang mit den Geräten und durch Reparaturen, Weitergabe und die fachgerechte Entsorgung am Ende der Lebensdauer. Damit einher geht, dass wir uns vor der Anschaffung eines neuen Gerätes stets fragen sollten, ob wir es wirklich brauchen…

Spoiler:

Bislang haben wir uns vor allem das Drumherum beim Streaming angeschaut, vom Großen ins Kleine sozusagen. Wenn wir noch genauer hingucken, finden wir vor allem bei unserem eigenen Nutzungsverhalten noch so einige Möglichkeiten, besser zu streamen, wenn wir schon streamen :) Ob Auto-Run oder Bildqualität – es gibt viele Wege, wie wir selbst unseren Streaming-Konsum gestalten können. Und um diese Kleinigkeiten und pragmatischen Ansätze soll es in der 5. Folge unserer Post-Reihe übers Streaming gehen. Natürlich finden wir dabei auch heraus, dass uns einige theoretische Möglichkeiten von den Streaming-Anbieten nicht leicht gemacht werden – aber dazu mehr beim nächsten Mal!