1. August 2024
Matthias Wagener, Fabiola Kaiser

Teil 1: Plastik auf der Spur - Insights von unserer USA Fahrradtour

Der Juli ist plastikfrei! Das zumindest ist die Idee hinter dem Plastic Free July, einer globalen Initiative der Plastic Free Foundation. Die Challenge: den ganzen Monat komplett ohne oder mit deutlich weniger Einwegplastik auskommen – oder zumindest die Augen für dieses Thema offen haben. Auf der offiziellen Website der Bewegung finden sich zahlreiche Tipps, Ressourcen, Erfolgsgeschichten und wissenswerte Fakten rund um die wohl größte aller Umweltsäue unter den Verpackungsmaterialien.

Der Plastic Free July ist vorbei, aber die Diskussion zum Thema muss weitergehen. Ein guter Anlass also, um passende Insights von unserer VAST on Wheels “New York and Back” Fahrradtour zu teilen. Aber was genau hat der Plastic Free July mit unserem Experiment zu tun? Fahrradfahren ist bekanntlich gut für die Umwelt, weil es CO2 spart. Aber wie “grün” ist eine Fahrradtour durch die Vereinigten Staaten von Texas bis nach New York? Im Frühling konnten wir (Maren und Matthias) dazu einige Erfahrungen sammeln, die wir in einer Blogpost-Reihe teilen. Heute: Was uns anlässlich des Plastic Free Julys besonders beschäftigt.

Segelnd als VAST Floating oder eben radelnd als VAST on Wheels – die Welt zu bereisen, ist unsere große Leidenschaft. Dabei ortsunabhängig zu arbeiten und bewusst mit unserer Umwelt umzugehen, treibt uns an. Deswegen wollen wir als gesamtes Vast Forward Team mit VAST GREEN mehr als nur kompensieren. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf allen Ebenen der Nachhaltigkeit möglichst grün zu agieren: ökologisch, indem wir unsere Emissionen reduzieren; ökonomisch, indem wir mit einer effizienten Remote-Struktur bei Vast Forward langfristig unsere Geschäftsstrategie stärken; sozial, indem wir unser Wissen teilen und uns für eine gleichberechtigte, demokratische Gesellschaft einsetzen. Aber in all diesen Bereichen wollen wir vor allem eins: uns fortlaufend weiterbilden – denn es gibt zahlreiche Aspekte, die hinter dem Wörtchen “Nachhaltigkeit” stecken. Einer davon ist Plastik und seine ökologischen Nachteile.

Kurzer Disclaimer: Mit Sicherheit gibt es zu diesem Thema auch aus anderen Ländern sehr viel Wissenswertes zu teilen und es soll hier erst recht nicht um den gehobenen Zeigefinger gehen. Da wir zuletzt in den USA unterwegs waren, berichten wir einfach mal von unseren Erfahrungen dort. Kommentare, Korrekturen und Ergänzungen sind natürlich jederzeit erwünscht!

Remote, radelnd, ressourcenschonend

Ein paar Fakten: Warum ist Einwegplastik umweltschädlich?

  • Plastik ist sehr langlebig: Der Kunststoff braucht Jahrhunderte, um sich vollständig zu zersetzen und bleibt somit lange als Fremdkörper in unserer Umwelt.
  • Plastik verschmutzt unsere Meere: Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen davon in die Ozeane und stören die dortigen Ökosysteme.
  • Plastik verbraucht endliche Ressourcen: Um es herzustellen, benötigen wir fossile Brennstoffe wie Erdöl und setzen dabei auch CO2 frei.
  • Plastik kann krank machen: Landet es im Meer oder in der freien Natur, dann auch in unserer Nahrungskette, was gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier hat.

In Deutschland hat sich in den letzten Jahren bereits einiges in dieser Hinsicht getan: Unter anderem Plastik-Strohhalme und Wegwerfgeschirr sind mittlerweile in der EU verboten. Es gibt zahlreiche Unverpackt-Läden, wo wir Lebensmittel in eigene Behälter abfüllen und kaufen können. Und das häufigste Plastiktreibgut an internationalen Stränden, der Plastikschraubverschluss von Plastikflaschen, muss heute fest mit der Flasche verbunden sein. Das individuelle Bewusstsein für das Thema ist groß, viele fühlen sich mittlerweile verstärkt verantwortlich, auf ihren eigenen Konsum zu achten.

Was uns dagegen in einigen US-amerikanischen Orten, Hotels und Restaurants erwartete, war nichts Geringeres als ein ausgewachsenes Plastik-Desaster. Über Wochen unserer Reise haben wir nicht ein einziges Mal wiederverwendbares Geschirr, etwa aus Keramik oder Porzellan, in die Hände bekommen. Überall gab es Einwegteller und -becher, Plastikbesteck-Automaten und sogar jede Toastscheibe und jeder Apfel war fein säuberlich einzeln in Plastik verpackt. Da kann man sich schon mal fragen: Wie soll das funktionieren mit dem amerikanischen Traum “vom Tellerwäscher zum Millionär” – wenn es gar keine Teller zum Abwaschen gibt?

Aus der (amerikanische) Traum

Warum gibt es in den USA so viel Einwegplastik?

Spaß beiseite. Wir haben uns das zum Anlass genommen, genauer hinzusehen: Warum unterscheidet sich der Umgang mit Plastik in Deutschland und den USA so sehr? Ein Grund dafür sind sicherlich die einheitlichen EU- und/oder deutschlandweiten Umweltgesetze und -vorschriften. Doch auch diese sind das Resultat eines wachsenden Bewusstseins. Wenn Wähler*innen und Aktivist*innen keinen politischen Druck ausüben würden, stünden wir heute womöglich noch ganz woanders.

Auf der anderen Seite des Teichs sind dagegen vermutlich der ökonomische Druck des Shareholder Value von Unternehmen und die Plastik-Lobby größer. So offensichtlich seine ökologischen Nachteile sein mögen – in Sachen Kosten und Bequemlichkeit ist Plastik noch immer der Star der Show. Wohl kaum ein anderes Verpackungsmaterial ist so günstig und vielseitig einsetzbar. Da ist der Anreiz für die freie Wirtschaft, insbesondere in den von Krisen stark betroffenen Branchen der Gastronomie und Hotellerie, nicht besonders hoch, für viel Geld auf etwas anderes umzusteigen — oder eben Tellerwäscher zu beschäftigen. Erst recht nicht, wenn das nicht durch eine mehr Kundschaft oder staatliche Förderungen belohnt oder unterstützt wird. Außerdem gibt es in den Vereinigten Staaten, anders als in Deutschland, kein Pfandsystem und keinen vergleichbaren Recycling- und Abfallkreislauf — das Abräumen im Frühstücksraum in vielen Hotels geschieht McD-like vom Tablett in große Mülleimer an zentraler Stelle.

Erste Gesetze zur Reduzierung von Einwegplastik

So weit also unsere Erfahrungen auf weiten Teilen der Strecke von Austin nach New York. Im Big Apple angekommen sah die Lage aber schon anders aus – uns begegnete deutlich weniger Einwegplastik. Nach kurzer Recherche wissen wir jetzt auch, warum: In New York City gibt es mittlerweile ebenfalls erste Verbote von Trinkhalmen und Co. aus Einwegplastik. Ebenso erfreulich: Mit Kalifornien ist nun sogar schon der erste US-Staat den Schritt in Richtung bewusste Platikvermeidung gegangen. Bis zum Jahr 2032 ist ein Rückgang um 25 Prozent geplant.

Das macht Hoffnung. Auch der Plastic Free July findet an vielen Orten, ebenfalls in den USA, Anklang. Wir finden, er ist eine großartige Initiative, um das Bewusstsein von innen heraus, vom Individuum und von kleinen Organisationen ausgehend, zu stärken – und dann auf lange Sicht auch politische Transformation anzustoßen. Wir bleiben weiter dran und werden vom zweiten Teil unserer VAST on Wheels “New York and Back” Reise berichten. Natürlich mit wiederverwendbarem Camping-Geschirr im Gepäck!

Bis dahin einen schönen, sonnigen und möglichst plastikfreien Sommer! Übrigens: Für alle, die Lust haben, noch mehr an unserer Reise teilzuhaben, lohnt sich ein Blick auf unseren YouTube-Kanal.

SOURCES