14. Juni 2025
Matthias Wagener
Mit der stetig wachsenden Beliebtheit von KI Chatbots werden immer mehr zeitgenössische Themen mit der Nutzung in Verbindung gebracht. Die Frage, ob ich meinen eigenen KI Konsum aus nachhaltigen Gründen runterschrauben sollte, könnte für die durchschnittlichen Nutzer*innen mit “Das kommt ganz auf deine Überzeugungen an” beantwortet werden.“ In diesem Blogpost schauen wir uns das genauer an.
Bevor wir uns ein gleich einige Beispiele angucken, was den Fußabdruck von KI Chatbots angeht, sollten wir erst noch einmal die Frage genauer anschauen: Während wir natürlich jede Entscheidung unterstützen, die hilft, das Klima zu schützen, sollte trotzdem bewusst abgewogen werden, wie dies am effizientesten und zielführendsten passieren kann.
Ob und in welchem Umfang die eigenen Interaktionen mit KI Bots reduziert werden sollten, hängt erst einmal davon ab, welche persönlichen Überzeugungen oder Lebensumstände gegeben sind. Gleichzeitig ist es wichtig zu bemerken, dass die Nutzung von KI in Zukunft wahrscheinlich immer dann ein selbstverständlicher Standard sein wird, wenn es in Wirtschaft und Industrie zu Effizienzsteigerung oder Kostensenkung beiträgt.
Vor Allem für kommende Generationen von Wissensarbeiter*innen wird es unmöglich sein, diese Technologie zu ignorieren. Was heute noch als “prompten” bezeichnet wird, könnte schon bald zu den grundlegenden Fähigkeiten zählen, auf die bei Bewerbungsprozessen geachtet wird.
Zusätzlich ist der Klimaschutz und damit auch die KI-Nachhaltigkeit multidimensional. Neben Energieverbrauch müssen auch der Wasserverbrauch, die CO2-Emissionen, E-Waste, der Lebenszyklus (sekundäre Emissionen von z.B. der Produktion der Chips) und soziale Gerechtigkeit in Betracht gezogen werden. Die Frage erinnert uns ein wenig an die (inzwischen veraltete) Frage, wer am Klimawandel ‘Schuld’ ist, Produzent oder Verbraucher?
Während das persönliche Konsumverhalten einen nennenswerten Einfluss auf das allgemeine Bewusstsein haben kann, könnte man argumentieren, dass gerade dieser Fokus von den systemischen Baustellen ablenkt. Hiermit ist z.B. die Regulierung von Rechenzentren gemeint, oder die Transparenz von KI-Unternehmen. Nun ja, wie Ihr seht, ist die Frage vielschichtig und nicht einfach mit “Ja” oder “Nein” zu beantworten. Also, hier ist unser Versuch, euch bei der Entscheidung des Prompten zu helfen.
Eine grobe Schätzung zeigt, dass der Errechenbare, individuelle Wasser- und Energieverbrauch bei der KI-Nutzung minimal ist, im Vergleich zu anderen Alltagsaktivitäten.
Hinter jeder Interaktion mit einem KI-Chatbot ist ein komplexes Netzwerk von Rechenzentren mit energieintensiven Rechenprozessen. Der genaue Energie-, oder Wasserverbrauch ist leider nicht öffentlich zugänglich, weswegen wir Schätzungen nutzen werden. Beim bekanntesten Anbieter, OpenAI/ChatGPT, gingen frühere Schätzwerte von ca. 3Wh pro Prompt aus. Während neuere Schätzungen von weniger ausgehen (ca. 0,3Wh/Prompt), macht selbst die höhere Marge lediglich 0,048% des durchschnittlichen Tagesverbrauchs in Deutschland aus – welcher bei etwa 6,3 KWh/Tag liegt.
Hochgerechnet benötigt es also etwa 21.000 Interaktionen mit ChatGPT pro Tag, um auf den gleichen Energieverbrauch zu kommen. Ähnlich verhält es sich mit dem Wasserverbrauch. Eine Studie der University of California, Riverside und der University of Texas haben im März 2025 mit hilfe des Wasserverbrauchs der Microsoft Rechenzentren in der Trainingsphase von OpenAIs GPT-3 einen durchschnittlichen Verbrauch von 10-25 ml pro Prompt errechnet. Das wären ca. 0,0068% – 0,0170% vom durchschnittlichen Tagesverbrauch in Deutschland pro Kopf.
Natürlich lassen sich nicht alle Dinge so einfach miteinander vergleichen und wir möchten auch ungern in die Falle des “whataboutism” tappen. Es geht uns nicht darum, das eine Konsumverhalten gegen ein anderes auszuspielen oder Schuldgefühle zu verursachen – sondern sinnvolle Prioritäten zu setzen.
Eine grobe Schätzung zeigt, dass der Errechenbare, individuelle Wasser- und Energieverbrauch bei der KI-Nutzung minimal ist, im Vergleich zu anderen Alltagsaktivitäten. Trotzdem bedeutet “minimal” nicht “null”, und wenn wir wollen, dass unser Handeln nachhaltig ist, dürfen wir auch kleine Hebel nicht außer Acht lassen. Jedoch glauben wir, dass wir unsere eigenen Ressourcen so einsetzen sollten (und müssen), dass sie den größten Effekt erzielen – wie zum Beispiel auf Flugreisen zu verzichten, den Fleischkonsum zu reduzieren, unsere Mobilität zu überdenken, auf erneuerbare Energien zu setzen oder sich auch politisch einzusetzen.
Dein individueller KI Konsum ist Teil eines komplexen Gesamtbildes. Sich den verschiedenen Einflüssen und Faktoren bewusst zu sein, ist, wie in allen Lebensbereichen, hilfreich, und die Entscheidung zur bewussten Reduzierung ist gut, jedes Bisschen hilft! Genau wie wir nicht in die Falle des “whataboutism” tappen wollen, sollte der “Prompt-Verbrauch” nicht zum Ablenkungsmanöver werden, der unseren Fokus von anderen Baustellen ablenkt. Am Ende des Tages verbraucht fast jede unserer Handlungen auf die eine oder andere Art und Weise Energie, Wasser oder stößt Emissionen aus. Nachhaltigkeit ist immer die Summe der individuellen Entscheidungen und systemischen Veränderungen.
Das kritische Hinterfragen von KI-Technologie und Chatbots ist wichtig und kann dabei helfen z.B. notwendigen Druck auf Politik oder Unternehmen auszuüben um Transparenz und Optimierungen zu erwirken.
So enden wir nicht in der “whataboutism-Falle”, sondern setzen unsere Energie dort ein, wo sie weiter effektiv zum Klimaschutz beiträgt.
Economist Impact, 2025, Greening intelligence: Charting the future of sustainable AI
GASAG, 2024, Durchschnittlicher Stromverbrauch am Tag
International Energy Agency, 2023, World Energy Outlook 2023
Masley, A. Why using ChatGPT is not bad for the environment – a cheat sheet
Ritchie, H., 2025, What’s the carbon footprint of using ChatGPT?
van Wynsberghe, A., 2021, Sustainable AI: AI for sustainability andthesustainability of AI